Technologiedefizit

Ich bin immer wieder erstaunt darüber dass die Wirklichkeit tatsächlich so ist, wie es von der kritischen Theorie entworfen wurde: das diese also die Realität nicht pessimistisch karikiert, sondern einfach nur abgebildet hat.

In der Pädagogik wird mit dem Begriff des Technologiedefizits bezeichnet, dass sich Theorien und Methoden auf dem pädagogischen Einzelfall nur bedingt anwenden lassen. An anderer Stelle ist auch von der „Nichttechnologisierbarkeit von Unterricht“ die Rede. Dummerweise besteht der Unterricht, also die pädagogische Realität, aus Einzelfällen. Die Theorie bekundet also ihre eigene Unzuständigkeit. Das ist nichts besonderes, und in gewisser Hinsicht sogar ehrenvoll, auch wenn die Zeiten des »desto schlimmer für die Tatsachen« schon lange vorbei sind.

Was aber schockiert, ist die Selbstbezeichnung der Theorie als Technologie. Da kann die Pädagogik so viel reden wie sie will, da kann sie einen »wertschätzenden«, partnerschaftlichen Umgang zwischen den Lehrenden und den Schülerinnen / Schülern auf der anderen Seite noch so sehr das Wort reden, der Begriff entlarvt das Reden als Gerede, als Beschönigung dessen, worum es der Aufklärung immer schon gegen: um die Beherrschung der Natur. Schüler sind bloßes Material, der Rohstoff, der von der Technik verwertet wird. Das Eingeständnis, dass ihr dies nur eingeschränkt gelinge, macht es nur wenig besser. Diese Pädagogik betrachtet den Menschen nicht als Menschen, sondern als Moment eines technologischen Prozesses. Es ist eine Form der Aufklärung als Naturbeherrschung, autoritär, kritik- und gewissenlos, deren man hier ansichtig wird. Es geht nicht nur ums Artensterben und verschmutzte Luft, Erderwärmung, Dürren und Wirbelstürme: Das gesellschaftliche Naturverhältnis tritt auch daran zutage, wie wir über Kinder und Jugendlichen reden, als was wir sie pädagogisch auffassen. 

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